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Für *Seebären

„Willkommen zur Hafenrundfahrt!“

30. August 2014
Von Magdalena Hinterbrandner

Der Hamburger Hafen ist sein Revier: Kapitän Michael Frey schippert Touristen rund um den Hafen und durch die Speicherstadt. Ohne Pfeife, ohne Akkordeon und seine Kapitänsmütze hat er auch nicht gerne auf. Unserer Autorin Leni erzählt er, warum er seinen Beruf so liebt.

Die Landungsbrücken des Hamburger Hafens. Die tägliche Aussicht von Barkassen-Kapitän Michael Frey.

Die Landungsbrücken des Hamburger Hafens. Die tägliche Aussicht von Barkassen-Kapitän Michael Frey.

„Kann ich Ihnen weiterhelfen, Schätzchen?“, sind die ersten Worte von Michael Frey, Barkassenkapitän im Hamburger Hafen. Es ist ein heißes Pfingstwochenende in Hamburg, beinahe 30 Grad, die Sonne brennt auf die vielen Touristen, die sich an den Anlegeplätzen der kleinen Schiffe vorbeidrängeln. Kaum einen Meter weit kann man sehen, so viele Menschen sind an diesem Sonntag an den Landungsbrücken unterwegs.

Michael Frey, 59, lächelt freundlich und strahlt eine sympathische Ruhe aus. Der großgewachsene, grauhaarige Frey schippert Touristen in seiner Barkasse, einem kleinen Personenschiff, durch die Speicherstadt. Unterwegs erzählt er seinen Gästen Wissenswertes über den Hamburger Hafen und die Stadt.

„Eigentlich wollte ich ja Zahntechniker werden.“

Jetzt sitzt er in der engen, aber dennoch gemütlichen Barkasse, trinkt einen Kaffee und erzählt von seinem Beruf. „Eigentlich wollte ich ja Zahntechniker werden, aber das hat dann nicht ganz so geklappt“, schmunzelt er in seinem hanseatischen Dialekt. Aufgrund der schlechten Berufsaussichten habe er nach einiger Zeit die Liebe zum Hafen, vor allem aber zu den Barkassen, entdeckt. „Irgendwas musste ich ja mal arbeiten, und warum soll man nicht das machen, was einem schon immer so an seiner Heimatstadt gefallen hat?“

Seit 2002 ist Frey fertig ausgebildeter Kapitän. Doch der Weg dorthin war nicht einfach. Erst musste er eine dreijährige Ausbildung als Hafenfacharbeiter absolvieren. Anschließend bekam er ein Hafenpatent, das die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten zum Führen und Betreiben eines Schiffes bestätigt. „Das war schon hart, diese Zeit! Man musste auch auf Containerschiffen arbeiten, dabei wollte ich doch einfach nur Barkassenkapitän werden“, erzählt Kapitän Frey. „Aber freilich, wenn man das Patent dann in der Hand hat, kann man sich endlich damit bei den Reedereien für Barkassen bewerben“.

Mit einer ähnlichen Barkasse schippert Michael Frey Touristen durch den Hamburger Hafen und die Speicherstadt.

Mit einer ähnlichen Barkasse schippert Michael Frey Touristen durch den Hamburger Hafen und die Speicherstadt.

Wird die Bewerbung angenommen, geht’s los. „Klar, es gibt die einen und die anderen Seeleute. Meistens möchten diejenigen mit Touristen Kontakt haben, die auch sehr redefreudig sind, das gehört schließlich dazu, auch wenn der Ton zwischen den Kapitänen untereinander manchmal ein bisschen rau ist“, lacht Frey. Mittlerweile haben sich sogar ein paar Frauen in diesem Berufsfeld eingefunden, „die müssen eben auch mit den harten Umgangsformen leben“.

„Keiner nimmt Hamburg diesen hanseatischen Stolz.“

Von den Barkassenkapitänen wird viel verlangt. 30-40 Überstunden, vor allem im Sommer, wenn der Andrang der Touristen groß ist, sind ganz normal. Mietet sich eine Band oder ein Alleinunterhalter eine Barkasse, um dort für eine Nacht eine Veranstaltung zu geben, ist auf den Kapitän immer Verlass, auch wenn er den meisten Gästen gar nicht auffällt. Er ist in diesem Fall also eher der wichtige Arbeiter „hinter der Bühne, ohne den nichts laufen würde“. Ein anstrengender Fulltime-Job.

„Ich liebe diesen Beruf, auch wenn ich die typischen Klischees eines Seemanns nicht ganz erfülle.“

„Ich liebe diesen Beruf, auch wenn ich die typischen Klischees eines Seemanns nicht ganz erfülle.“

„Ich liebe diesen Beruf trotzdem“ schwärmt der Kapitän, „auch wenn ich die typischen Klischees eines Seemanns nicht ganz erfülle“, lacht er. Michael Frey raucht weder Pfeife, noch spielt er Akkordeon, noch hat er gerne seine Kapitänsmütze auf. „Da sieht man mal, es muss von innen kommen“. Eigene Schiffe besitzen die meisten Barkassenkapitäne nicht, die gehören den Reedereien. „Aber wir lieben sie alle, unsere kleinen Schiffchen“, meint Frey dazu. „Man muss einfach mit jeder Barkasse so umgehen, als wäre es die eigene, das zeichnet einen guten Kapitän aus. Kümmere dich um die Sicherheit des Schiffes und um das Wohl deiner Gäste“, erzählt er. „Hamburg ist die schönste Stadt der Welt. Wirklich, sie hat so vieles zu bieten wie fast keine andere Stadt, und keiner nimmt ihr diesen hanseatischen Stolz.“

Die ersten Gäste steigen nun zu, während Michael Frey seinen letzten Schluck Kaffee genießt und nach oben zu seinem Steuerrad steigt. Nach einiger Zeit setzt sich das kleine Schiff langsam in Bewegung. Es schaukelt ein wenig hin und her und ein bisschen Elbwasser spritzt ins Gesicht. „Guten Tag, meine Damen und Herren, herzlich willkommen zur Hafenrundfahrt. Gleich, wenn wir starten, sehen Sie auf der linken Seite die Cap San Diego, ein altes Museumsschiff...“


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