Gewalt als roter Faden
28. August 2013
Von Moritz Eckert
Raus aus dem Einheitsbrei: Die dänische Autorin Janne Teller schreibt gute und tiefgehende Jugendbücher, in denen sie vor plastischen Gewaltdarstellungen nicht zurückschreckt. Nun veröffentlicht sie ihren ersten Kurzgeschichtenband.

Innovation hat in der heutigen Jugendliteratur Seltenheitswert. Die meisten Neuveröffentlichungen der letzten Jahre drehen sich um Teenager mit Superkräften, Tiere, die sich in Völkern organisieren oder ach so freche Mädchen, die es der Jungswelt und überhaupt allen mal so richtig zeigen. So weit, so dröge. Wenige Autoren stechen aus der grauen Masse heraus. Eine von ihnen ist Janne Teller, die mit dem Buch "Alles – worum es geht" tatsächlich etwas Besonderes abliefert.
Bereits die vorherigen Bücher von Jane Teller waren spannend und aufwühlend. In dem Buch mit dem Titel "Nichts" versucht eine Gruppe Jugendlicher einem nihilistischen Mitschüler zu beweisen, dass es im Leben sehr wohl Bedeutung gibt – und übertritt dabei alle moralischen Grenzen, bis hin zu Vergewaltigung und Verstümmelung. So extrem wie das Buch selbst waren auch die Reaktionen nach der Veröffentlichung: An den dänischen Schulen war das Buch zunächst verboten, mittlerweile ist es dort offizielle Lektüre, die Presse und die Literaturwelt überhäuften das Buch mit Lob und die Autorin mit Preisen.
Präzision und Schonungslosigkeit
Rund drei Jahre, nachdem "Nichts" in Deutschland veröffentlicht wurde, bringt der Hanser-Verlag nun eine Sammlung von acht Kurzgeschichten aus Tellers Feder heraus. Einige erschienen zuvor in dänischen und französischen Magazinen, andere fertigte sie extra für diesen Band an. In vielen Bereichen ähneln sich die Bücher sehr: die knappe und präzise Erzählweise, die Schonungslosigkeit, mit der berichtet wird, die Gewalt. Letztere zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, in fast jeder Geschichte kommt es zu einem heftigen Ausbruch von Gewalt, sei sie verbal oder körperlich.
Diese Ausbrüche haben unterschiedliche Ursachen: der Wunsch, Grenzen auszutesten, Fremdenfeindlichkeit, Rachegefühle. Steht die Gewalt nicht im Mittelpunkt, motiviert sie die Figuren stattdessen zu Verzweiflungstaten. Beispielsweise einen Jungen, der mit seinen jüngeren Geschwistern vor dem Vater flieht, von dem er vermutet, pädophil zu sein – und sie durch die Flucht ins Unglück stürzt.
Diese Geschichten verlangen Zeit
Die Bandbreite an Themen ist groß, vielleicht sogar zu groß. Den Leser beschleicht das Gefühl, dass bei der Auswahl der Texte, teils sogar beim Schreiben, krampfhaft versucht wurde, auch wirklich jeden gefährlichen Missstand der Gesellschaft zu beleuchten. Das ändert aber nichts daran, dass alle Texte ihre Daseinsberechtigung haben. Alle sprechen wichtige Probleme an und ermutigen Jugendliche, wenn auch wahrscheinlich nicht die, laut Verlag, angesprochene Zielgruppe der ab 13-Jährigen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Man kann und sollte dieses Buch nicht überfliegen. Wer sich darauf einlassen kann, sich nach dem Lesen einer Geschichte persönlich mit den angesprochenen Themen zu beschäftigen, den erwartet eine große Schatzkiste an Anregungen. In einem hervorragend geschriebenen Buch.
Janne Teller: "Alles – worum es geht", erschienen am 26. August im Hanser Verlag. Das Buch ist für 12,90 Euro in Buchhandlungen und bei den Versandhändlern zu haben.
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