TONIC ist umgezogen! Hier gehts zur neuen Seite.
Für *Rockstars

Das Sommerferien-Problem

29. Juli 2013
Von Anna Gumbert

Ein Album wie ein Sommerflirt – leicht, fröhlich und belanglos. Die Norweger von Kakkmaddafakka tingeln mit ihrem dritten Album durch die Festivallandschaft und erinnern dabei an das Phänomen sechswöchiger Sommerferien: Anfangs sind sie richtig spaßig, zum Ende geht ihnen der Saft aus.

Auf Klassenfahrt: Die Kakkmaddafakkas.

Auf Klassenfahrt: Die Kakkmaddafakkas.

Kack Mother was? Beim Namen dieser Indie-Band muss man noch immer zweimal hinhören, dabei sind die fünf Norweger von Kakkmaddafakka Liebhabern der Szene längst ein Begriff. 2004 gründeten die Brüder Axel und Pål Vindenes die Gruppe, aus einer Laune heraus, im schönen Bergen. Genauer gesagt: im Vamoose!, der Säuferkneipe im schönen Bergen. Dort trieb sich zu damals jede bergische Band herum, die den Sprung nach oben schaffen wollte. Ihre Erfolgsgeschichte beginnt mit einem tiefen Blick ins Glas: David Holmes Welshman, der Besitzer von Vamoose!, füllte die Truppe ab und wurde ihr Manager. 2007 erschien die erste Platte "Down to Earth". Die Mitglieder der Kakkmaddafakkas waren zu diesem Zeitpunkt zarte 16 Jahre alt.

Nicht neu und nicht schlecht

Nachdem sie mit ihrem zweiten Album, "The Hest”, letzten Sommer die Festivals eroberten, folgt nun das dritte Werk mit dem Titel "Six Months Is A Long Time". Der Name spielt auf die Aufnahmedauer der Platte unter der Leitung von Erlend Øye an. Dieser Herr hat sich als Teil des Popduos "Kings of Convenience" oder als Sänger der Elektroband "The Whitest Boy Alive" bereits einen Namen gemacht und ist an der Entwicklung der Kakkmaddafakka maßgeblich beteiligt. "Das Album kann als Absprung von dem Sound gesehen werden, für den wir bis jetzt bekannt waren", so Pål Vindenes. "Wir haben viel R’n’B gehört, während wir die Songs schrieben. Das Tempo hat sich ein wenig verlangsamt." Das Wichtigste aber bleibt unverändert: "Wir werden immer noch Songs spielen, die man alleine hören kann, die Leute auf die Tanzfläche bringen und die wir mit voller Power aufführen können", verspricht er.

Ein solides, tanzbares Indiepop-Album also. Aber genau darin liegt zugleich das Problem der "Independent Music": Wirklich Neues bringt sie nicht mehr hervor. Die Platte klingt ein bisschen wie Arcade Fire, Arcade Fire klingt wie die Editors, die Editors klingen wie The Fray…

Wie eine Klassenreise ohne Ende

Doch obwohl es nicht innovativ sein mag: Schlecht ist dieses Album ebenso wenig. Beim zweiten Durchhören bleibt "Someone New" im Kopf hängen, abends im Bett summt man leise den vergnügten Refrain von "Bill Clinton" mit. Und wenn "Young" auf der nächsten Hipster-Party gespielt wird, fangen die Beine unkontrolliert zu zucken an, bis man die Kakkmaddafakka nur noch abfeiern möchte. Genauso wie beim Bandnamen muss man bei "Six Months Is A Long Time" zweimal hinhören, bis man den Spaß versteht.

Und was könnte mehr Spaß machen, als einfach so viele Freunde mit so vielen unterschiedlichen Instrumenten wie möglich auf eine Bühne zu stellen und sie wild durch sämtliche Musikgenres wüten zu lassen? Kakkmaddafakka selbst beschreiben ihre Touren als "nie endende Klassenfahrt, die großen Ferien". So hören sich die Melodien, so hören sich die Texte an. Da werden die typischen "Boy meets Girl"-Stories ausgepackt, über Trennungen gejammert und von den Pannen und Freuden innerhalb der Clique berichtet. Kakkmaddafakka sind wie die Sommerferien: ein großes Vergnügen. Und auf Dauer langweilig.

Live:

07.10.2013 in Frankfurt am Main – Sankt Peter Kirche

13.10.2013 in Erlangen – E-Werk – Saal

14.10.2013 in Mannheim – Feuerwache

16.10.2013 in Oldenburg (Oldenburg) – Kulturetage Halle

12.10.2013 in Stuttgart – LKA Longhorn

04.10.2013 in Karlsruhe – SUBSTAGE


Weiterlesen

Texte, die dich auch interessieren könnten.

Kommentare

Noch keine Kommentare vorhanden.