Im Park ohne Grenzen
19. Juni 2013
Von Meltem Toprak
Sie kam wegen der Bäume. Sie blieb für Freiheit, Mitbestimmung und das Ende des Alkoholverbots: Die Demonstrantenschar, die im Istanbuler Gezi-Park zusammenkam, ist die bunteste Versammlung der Türkei. Meltem Toprak hat dort für TONIC fotografiert und die Demonstranten nach ihren Motiven gefragt.

Hayrulla (links) ist Absolvent der Istanbul Lise, einem deutsch-türkischen Gymnasium. Er ist Deutschlehrer und zudem Programmierer. Seit dem 31. Mai ist er im Gezi-Park. In der Nacht des 5. Aprils erlebte er, wie aus verschiedenen Richtungen Gasbomben auf die Demonstranten geworfen wurden. Es gab keine offenen Fluchtwege, Mauern stürzten ein, zwei Menschen starben. "Es geht längst nicht mehr um den Gezi-Park. Hier versammelt sich eine Bewegung, die in den letzten Jahren entstanden ist. Aus dem Atatürk-Kulturzentrum (AKM), das ein Theater war, wollte man eine Moschee machen. In dieser Stadt gibt es mehr Moscheen als Schulen. Und bei einem weiteren Kulturzentrum, das entstehen sollte, liegen seit zwei Jahren die Bauarbeiten still. Es ist nun ein verlassenes Haus." Er ist wegen dieses Zentrums hier, wegen Regulierungen wie dem Alkoholverbot, aber auch wegen des Parks selbst: "Er ist zu einer offenen Kunstgalerie geworden." Hayrullah erklärt, dass die Regierung erwägt, als Kompromiss den Gezi-Park zu verschonen. Doch Hayrullah gehört zu jenen, die mehr erwarten: den Rücktritt der AKP-Führung. "Statt dem Volk zuzuhören, setzt die Regierung die Polizei ein. Hier im Park verletzt keiner den Frieden des Anderen. Die Art und Weise, wie sich die Menschen hier im Gezi-Park verhalten, entspricht ihrer Vorstellung eines guten Lebens in Ruhe und Frieden."
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