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Für *Machos

Wir Schmerzensmänner?

19. Juli 2012
Von Alexander Wolff

Alexander aus Lüneburg ist Autor bei TONIC

Texte von Alexander
autor@tonic-magazin.de

Alexander Wolff

"Wann ist der Mann ein Mann?" fragte 1984 schon Herbert Grönemeyer. 2012 wissen wir es immer noch nicht. Im Gegenteil: Im Netz beschweren sich junge Frauen über das verweichlichte andere Geschlecht. Was tun? TONIC macht sich auf die Suche.

Männer - lieb, höflich, unentschlossen?

Männer - lieb, höflich, unentschlossen?

Wenn man die Worte "Mann" und "Krise" in einen Bibliothekskatalog eingibt, findet man eine riesige Menge an Literatur, die sich mit uns Männern beschäftigt. Titel wie "Was vom Manne übrig blieb" sind dabei nicht gerade ermutigend. Seit wir als Ernährer und Beschützer nicht mehr gebraucht werden, befinden wir Männer uns in einer Identitätskrise.

Der Mann an sich ist zum Auslaufmodell geworden. Also passen wir uns an. Und trotzdem beschwert man sich über uns, wie zum Beispiel Nina Pauer, 29 und freie Autorin für die ZEIT. In ihrem Artikel Die Schmerzensmänner nörgelt sie an uns herum, die wir so lieb, so höflich, so unentschlossen und so melancholisch seien. Wenn man diese Zeilen liest, könnte man glatt denken, der Frauen verachtende Macho von damals sei wieder in. Also back to the roots? Zurück zum ungewaschenen Angebertypen? Zum Arschloch?


Als Frau hat man es heutzutage gut. Frauen dürfen und können heutzutage alles. Männer nicht. Wenn eine Frau auf Fußball steht, finden wir Männer das klasse. Wenn ein Mann das Stricken für sich entdeckt, wird er nicht nur von seinem eigenen Geschlecht schief angeguckt. Dabei könnte man die Entwicklung zum "Schmerzensmann" als eine Art männliche Emanzipation sehen. Wenn Frauen heute Fußball spielen und Karriere machen dürfen, warum dürfen wir dann nicht Mädchenmusik hören und Gefühle zeigen? Wie soll der Mann zwischen 20 und 30 denn nun sein? In Teil II suchen wir weiter – am Kiosk, in Männerzeitschriften.



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Kommentare

Sanitäter in der NotAm 22. Juli 2012

Die Frage, was Frauen 'tatsächlich' dürfen, hängt immer davon ab, was für eine Karriere sie für sich selbst planen, also in welchem Bereich. Und dafür, dass Männer, auch Schmerzmusik machen können, sind, finde ich Johnny Flynn, Bon Iver und auch Tim Bendzko, die besten Beispiele. Das ist doch der Sommer der Schmerzensmänner --> Hipster. Aber vielleicht hab ich, als Nicht-Berlinerin- das Konzept auch nicht ganz verstanden. Jedenfalls kann niemand sagen, dass er oder sie es besser als sie oder er im Allgemeinen haben. So ist es nicht. Das ist immer abhängig von Variablen wie Karriereplanung, Umfeld, welche Mädchen/Jungs willst du klar machen, etc. Wir sind ja auch alle flexibel darin, wie wir uns verhalten. Wir können uns das also auch aussuchen: Wenn deine Kumpels deine 'Weibermucke' scheiße finden, na, dann zieh doch nach Berlin.

AlexAm 22. Juli 2012

Es geht hier ja nicht um das Machen von Schmerzmusik - es geht um das Hören. Wenn irgendwer eine Gitarre in die Hand nimmt und sich auf eine Bühne stellt, kommt er immer gut an, vor allem bei den Frauen. Aber jenseits dessen müssen wir Männer äußerlich immer unser männliches Image waren, wenn wir nicht gerade Musiker sind. Letztendlich präferieren Frauen schon evolutionär bedingt vermutlich immer den männlichen Beschützertypen, auch wenn sie es nicht immer zugeben. Von daher ist Frau Pauer einfach nur ehrlich, wenn sie sich beschwert.

Unter Männern ist das genauso: Über Gefühle reden wir unter einander nicht, weil wir keine Schwäche zeigen wollen und dürfen. Ich glaube das ist in Berlin nicht anders als in Hamburg oder sonstwo. Auch wenn Hipster-Jungs vielleicht Bon Iver hören, werden sie nicht sagen, dass sie sich mit den Inhalten der Musik identifizieren.

LaurieneAm 4. Dezember 2012

"Als Frau hat man es heutzutage gut. Frauen dürfen und können heutzutage alles. Männer nicht. Wenn eine Frau auf Fußball steht, finden wir Männer das klasse. Wenn ein Mann das Stricken für sich entdeckt, wird er nicht nur von seinem eigenen Geschlecht schief angeguckt.[...] Wenn Frauen heute Fußball spielen und Karriere machen dürfen, warum dürfen wir dann nicht Mädchenmusik hören und Gefühle zeigen?

A) Es gibt keine Mädchenmusik.

B) Alle Menschen dürfen jegliche Musik hören und Gefühle zeigen.

C) Als Frau (- muss ich das hier tatsächlich noch einmal explizit ausformulieren? - )hat man es heutzutage nicht "gut", zumindest nicht so, wie es in diesem Artikel geschildert wird. Es ist belegt, dass die strukturelle Diskriminierung von Frauen dazu führt, dass sie weniger gute Chancen auf Führungspositionen haben und auch in hohen wissenschaftlichen Posten weniger oft vertreten sind. Dabei findet man sie überproportional häufig in Arbeitsfeldern, in denen es geringe oder keine Aufstiegsmöglichenkeiten gibt. Für die gleiche Arbeit werden sie noch immer schlechter bezahlt.

Und das ist der status qou in Detuschland, einer europäischen Industrienation, die (zumindest formell, wenn auch nicht immer in der direkten politischen Debatte) großen Wert auf Gleichstellung legt.

Gerade in Anbetracht der interationalen Zustände bezüglich der Frauenrechte und der Behandlung von Frauen generell ist deine Aussage nicht ernsthaft halt- oder vertretbar.

Wieder (wie schon im Artikel "Der Alpha-Softie") hoffe ich schwer, dass es sich um schlecht ausformulierte Ironie handelt. Alles andere wäre eine Katastrophe.

AlexAm 5. Dezember 2012

Also zunächst einmal möchte ich darauf hinweisen, dass es in meinen Artikeln im Wesentlichen um die zwischenmenschlichen Seiten geht. Das was Du unter C) sagst, mag ja alles wahr sein, ist aber nicht der Kern des Artikels. Und im Übrigen glaube ich auch in diesem Bereich, dass man das differenzierter betrachten sollte. Aber mir war irgendwie klar, dass so eine Antwort in Richtung "Schau doch mal hier und hier und hier, wie benachteiligt wir sind" kommen musste. Es geht hier aber nicht um die Situation in Afrika, es geht um das hier und jetzt und um Rollenbilder im privaten Bereich. Und ich glaube, Du wirst ebenso Gebiete finden, in denen Männer benachteiligt sind, danach sucht nur keiner, schon weil wir Männer nie zugeben würden/dürften, dass wir irgendwo die Schwächeren sind.

In der Schweiz gibt es mittlerweile schon ein Pendant zur Emma, vielleicht sollten die mal mehr Leute lesen: http://www.tagesspiegel.de/zeitung/frauen-und-maenner-schweizer-maenner-wehren-sich/4446682.html

http://www.maennerzeitung.ch/artikel_archiv.php