Aufhören, wenn's am schönsten ist
1. Juli 2012
Von Jakob Hinze
Können Studenten denken?
Bild: Philip Linstädter

Es ginge ihm nicht darum, seine Studenten zu blamieren, erklärte Soziologie-Professor Georg Kamphausen am vergangenen Wochenende in einem Beitrag für die FAZ. Doch er wirkt nicht frei von Verbitterung und Verzweiflung angesichts der unbrauchbaren Antworten, die seine Studenten ihm in ihren Klausuren vorlegen. Dort herrsche ein heilloses Meinungs-Durcheinander, in der auch noch der größte Unfug im Gewand schöner Worte verschleiert werde:
"Es scheint, als habe sich die Ignoranz im Gewand der Toleranz gegenüber allem und jedem im Chaos der Beliebigkeiten zur Kulturtechnik entwickelt. Wer keine Idee habe, meinte Chesterton, dem steige die erstbeste direkt ins Hirn. Wenn alles Mögliche gedacht und alles Denkbare auch gemacht werden kann, warum sollte man es dann nicht auch einmal mit dem Gegenteil versuchen?"
Mit dem "bekannten Begriffsapparat des Kulturpessimismus" käme er schon nicht mehr aus. Er mag es so offen nicht sagen, aber klar wird: Kamphausen hält seine Studenten für dumm.
Diese wiederum verstehen mindestens diese Unter- und Bloßstellung sehr wohl und kommentieren klagend das "schlechte Lehrmaterial" und das "beispielloses Missmanagement" des Professors während der Vorlesung. Immerhin verbindet, trotz aller gegenseitiger Anschuldigungen, Professor und Studentenschaft ein gemeinsamer Feind: Die Bologna-Reform, oftmals und kürzlich wieder viel gescholten. Im Zweifel ist die schuld, an Dummheiten, Missmanagement und allem, was sonst noch schlecht läuft.
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