Wolf Gang – Suego Faults
1. August 2011
Von Ben Grosse-Siestrup
Wolf Gang baut süße Pop Hymnen, die, gefangen in ihrer Eingängigkeit, dem Sommer die Stirn bieten. Wer braucht denn da noch Eis?

Nicht um das Wolf Pack aus dem Film Hangover, sondern um Wolf Gang geht es hier. Nicht Rudel, sondern Einzelgänger – obwohl das Anhängsel "Gang" auch eine größere Anzahl an Akteuren vermuten lässt. Anyway, hinter diesem Einzelgänger verbirgt sich der 24-jährige Engländer Max McElligott und der surft aktuell auf der zuckersüßen Welle des Synthie-Pop, die vor ihm dieses Jahr bereits die Wombats und The Naked and Famous mit Bravour abgeritten sind. Studiert hat der Youngster in London nicht nur das Fach Wirtschaft an der Universität, sondern vor allem auch das Nachtleben als Mitglied der legendären Café Royale Mischpoke.
Inspiriert durch die Klassik-Affinität der Mutter und David "Ziggy Stardust" Bowie und angesteckt von Kreativszene und Spirit der Stadt, bannte er seine ersten musikalischen Gehversuche auf Demos, die er damals noch provisorisch in seinem Schlafzimmer zusammenschraubte. Ohne selbst an die Qualität seiner Aufnahmen zu glauben, ermunterten seine Freunde ihn immer öfter zu kleineren Konzerten. Dann ging alles sehr schnell, zukünftiges Management und Label (erst Neon Gold, dann Atlantic Records) wurden schnell aufmerksam, nahmen Max an die Hand und halfen ihm die ersten vielversprechenden Schritte auf der Leiter Richtung Popstar zu überwinden.
Max McElligott alias Wolf Gang
Bild: Atlantic Records

Produzent Dave Fridman fällt dabei eine besondere Rolle zu, so Max:"Dave und ich haben wirklich schnell zusammen gearbeitet; wir haben Songs wie am Fließband hergestellt, alle paar Tage einen."
Bekannt durch sein Faible für schnörkellose Synthie-Eskapaden, das er u.a. an Bands wie MGMT und den Flaming Lips auslebte, polierte Produzent Dave Fridmann das Rohmaterial von Max McElligott auf Hochglanz. Eins ist sicher, wenn Fridman sein Auto in deutscher Saubermann-Manier jeden Sonntag mit ähnlicher Hingabe zu frischem Glanz verhilft, fährt er das funkelnste und sauberste Auto der Welt. Wolf Gangs Debütalbum Suego Faults klingt genau so: oberflächlicher, makelloser Stadion-Pop.
Die Hilfsmittel, derer er sich dabei bedient, sind stampfende prägnante Beats, das poppigste Keyboard des Jahres 2011 und eingängige Meldodieverliebtheit, an der man sich, der Eis-Metapher folgend, beizeiten auch schon mal eine Überdosis und Magenbeschwerden holen kann. Die Spitze des süßen Eisbergs: All jene Attribute sind zu finden im Song und Schach-Video zu "The King and All of His Men", laut eigener Aussage eine Schlacht zwischen Gut und Böse, episch, weit und ein bisschen Liebe ist auch noch drin. Die theatralische Tradition der englischen Hauptstadt zum Greifen nah. Wenn er nicht gerade im Kreise seiner Band steht, ist Max McElligott ein schüchterner Typ, der beim schreiben seiner Songs in bunte und phantastische Welten abdriftet, dementsprechend surreal daher auch seine Videoproduktionen.
Wer Suego Faults auf die Hitsingles "Lions in Cages" und "The King and All of His Men" reduziert, tut dem Album unrecht. Kein Meilenstein der Musikgeschichte, dennoch bemerkenswert unbeschwertes Debütalbum und farbenfroher Lückenfüller für Tage, die den Grauschleier partout nicht ablegen wollen.
Interpret: Wolf Gang
Albumtitel: Suego Faults
Erscheinungsdatum: 22. Juli 2011
Label: Atlantic Records/Warner
Lob, Dank und Ehre
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