Der Yoga-Opa
22. August 2011
Von Veronika Widmann
Es ist ein Julitag wie aus dem Bilderbuch in Tartu, einer Studentenstadt im Süden Estlands, meine Couchsurfing-Hosts und ich lassen ihn gemütlich am Flussstrand ausklingen. Auf dem Weg zum Wasser entdecken wir einen alten Mann. Er sieht aus, als wäre er gestürzt, stützt sich auf Knie und Ellbogen, die Stirn streift den Boden, er hat Grashalme im Gesicht kleben. Die löchrige schwarze Badehose bedeckt nur einen Teil seines knitterigen Hinterteils, neben ihm liegen zwei Plastiktüten. Besorgt erkundigen wir uns nach seinem Befinden, vielleicht ein Schwächeanfall? Er reagiert erst beim zweiten Mal und brummt, er würde sich sonnen. Achso. Die Haltung ist dann wohl eine neue Yoga-Pose.
Eine halbe Stunde später ist der Mann auf einmal weg, seine Plastiktüten aber noch da. Ich mache mir schon wieder Sorgen, da entdecke ich ihn in der Mitte des Flusses, wo er sich konzentriert kraulend gegen die Strömung vorarbeitet. Den hatten wir wohl gründlich falsch eingeschätzt.
Lob, Dank und Ehre
Dir hat der Text gefallen? Dann freuen wir uns, wenn du auf den flattr-Button klickst! Keine Ahnung, was flattr ist? Hier gibt's Infos.
Texte, die dich auch interessieren könnten.
- Für *Bibelleser: Krippenspiel auf Polnisch11. August 2011
- Für *Fast-Food-Esser: Die Jagd nach dem Quarter Pounder3. Juli 2011
Noch keine Kommentare vorhanden.