Sharen ist der Buchdruck 2.0, begreift das
29. Juli 2011
Von Matthias Koslowski
Kaum war kino.to vom Netz, kommt es mit zusätzlichem X wieder zurück. Es bringt nichts, hier noch nach Gaunern zu fahnden. Wir müssen raus aus dem Schlaf auf Wolke 7 und die unendliche Kopiererei annehmen und nutzen lernen – alle.
Bild: Veronika Raupach/TONIC

Der Einfluss von kino.to auf die Pop- und Jugendkultur ist unumstritten. Dazu muss man nur den täglichen Zugriffszahlen glauben, die bei etwa 4 Mio. gelegen haben sollen. In der Kategorie Video-on-Demand stand die Seite dadurch in Deutschland hinter Youtube auf Platz zwei. Ebenso wie Youtube finanzierte sich kino.to durch Werbung, deren Ertrag mit jedem View steigt – während beide Seiten Inhalte zeigen, die nicht ihnen gehören.
Aber dass geistiges Eigentum einer einzigen rechtlichen Person gehören kann, ist ohnehin nicht nur im Web absurd. Wissen und Gedanken kann man nicht besitzen, das wissen wir spätestens seit Gutenberg: Seine gedruckte Bibel ermöglichte einem religiös entmündigten Volk, direkt an der Quelle vom Wissen zu trinken – die selbstständige Lektüre war reiner und unverfälschter als die manipulierenden Predigten der Obrigen. Der Buchdruck brachte ein Jahrhundert später die Reformation, ein Grundstein der Moderne.
Die Digitalisierung ist der Buchdruck 2.0, und alles, was digital ist, ist unbegrenzt vervielfachbar. Doch was bringt sie uns? Die globale Vernetzung, das weltweite Teilen von Information. Dazu gehören Phänomene wie eben Youtube und kino.to.
Festnahme einer Handvoll Uploader? Da hat wohl wer das Web verschlafen.
Einen Martin Luther des Internets gibt es nicht. Noch nicht? Wer weiß. Wenn wenn es dazu kommen muss, kommt es auch dazu. Denn Politiker, Philosophen und Kriminaler haben das Internet scheinbar verschlafen. Festnahme einer Handvoll Uploader? Nur wer das Web nicht versteht, sieht durch solche Methoden eine Möglichkeit, Internetkriminalität einzudämmen. Die tatsächliche Antwort des Internets: Die Reinkarnation kinox.to. Sie war bald mühelos aus der Cloud zurückgespiegelt.
Die Unterhaltungs-Industrie ist älter als der erste Weltkrieg, und hat sich seitdem nur marginal dem Lauf der Zeit angepasst. Nun will sie gegen die Hydraköpfe des Internets vorgehen. Mit konservativen Methoden, die den Fortschritt der vollständigen Vernetzung bremsen, aber nicht verhindern werden. Dabei wäre es so einfach, die Digitalisierung mitzugestalten. Pro-duktiv. Pro-Internet.
Und hier kommt Ihr ins Spiel. Die Generation Y.
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JaneAm 1. August 2011
Mehr als oberflächlicher Artikel, der hinkende Vergleiche zieht (youtube/kino.to).
Mag sein, dass das Internet chronisch Urheberrechtsverletzungen begeht aber nur weil diese Geschehen sind diese gerechtfertigt? Oder sie werden noch von einem zukünftigen Heilsbringer gerechtfertigt werden?
Der Artikel bleibt eine Erklärung schuldig, warum geistiges Eigentum, dass mit Zeit und Geldaufwand erstellt wird im Internet frei verteilt werden soll.
MatthiasAm 2. August 2011
Hei Jane,
danke für deinen interessanten Kommentar!
/// Mehr als oberflächlicher Artikel, der hinkende
/// Vergleiche zieht (youtube/kino.to).
den Vorwurf der Oberflächlichkeit weise ich gerne zurück. Ich weiß zwar nicht, ob Kommentare eine Zeichenbegrenzung haben, ich hatte beim Verfassen des Artikels jedenfalls eine ;)
/// Mag sein, dass das Internet chronisch
/// Urheberrechtsverletzungen begeht aber nur weil
/// diese Geschehen sind diese gerechtfertigt? Oder
/// sie werden noch von einem zukünftigen Heilsbringer
/// gerechtfertigt werden?
Ich heiße Urheberrechtsverletzungen nicht für gut, soviel mag ich mal klargestellt haben. Jura hat m. E. viel mit Philosophie/Ethik zu tun, sollte also ständig ergänzt, diskutiert, weitergedacht und vor allem (!) hinterfragt werden. Und das ist auch gut so – bedenkt man, welches Strafverhältnis noch vor einigen Jahrzehnten galt. Hinrichtung von Deserteuren und Todesstrafen mal als Extrembeispiele hervorgehoben. Was ich damit sagen will: Das deutsche Recht ist nicht mehr auf dem Stand des Zeitalters des Internets. Man braucht eine Reform. Also einen Reformator, keinen Heilsbringer – deine Wortwahl ist reißerisch. Der religiöse Aspekt der Person Luthers war nie das Thema. Es ging um seine Funktion als personifiziertes Symbol einer Reform – Reformen werden aber nie von einer Person gemacht, sondern von denen, die für die gleiche Meinung eintreten. Falls dir das klar ist, dann ist auch klar, dass deine provokante Frage nur heiße Luft ist.
/// Der Artikel bleibt eine Erklärung schuldig, warum
/// geistiges Eigentum, dass mit Zeit und Geldaufwand
/// erstellt wird im Internet frei verteilt werden soll.
Auch hier der Verweis auf die 2000-Zeichen-Vorgabe. Die Erklärung ist eigentlich selbsterklärend. Ich habe diesen Artikel hier in meiner Freizeit ohne Gegenleistung für Tonic verfasst und ihn zusammen mit Fabian Stark nochmal runtergekürzt. Würde jemand unsere Arbeit angemessen vergüten wollen, würde er mit höhnischem Lachen lieber auf den Artikel verzichten. Das verhält sich mit 90% des Internets genauso. Das Internet hat nunmal eine freie Verfügbarkeit aller seiner Inhalte zum Prinzip. (Für besonders hochwertige oder umfassende Inhalte kann man dann aber auch mal in den Geldbeutel langen.) Wer über den Tellerrand zu blicken vermag, erkennt schnell, dass kostenlose Inhalte nicht aus Nächstenliebe bereitgestellt werden. Ich zum Beispiel erhoffe mir Feedback, der meinen inneren Monolog vorantreibt und selbstverständlich freue ich mich auch, die Ehre haben zu dürfen, für die Tonic zu schreiben.
Im Beispiel vom Konflikt youtube vs. GEMA ist zum Beispiel zu beobachten, dass die Plattenfirmen sich nicht einmischen. Warum? Weil youtube ebenso für jeden View bezahlt, wie die GEMA nach Abzug ihrer eigenen Verwaltungsgebühren an die Urheberrechtsinhaber auszahlt.
Google bietet alle seine Dienste umsonst an. Deiner Meinung nach sollte Google für jede Suchanfrage also Geld verlangen? So ne Einstellung bedeutet im Internet in der Regel den sozialen Selbstmord. Man sollte nicht nur das Geld betrachten, das offensichtlich die Besitzer wechselt. Kein Künstler wird je aufgrund von youtube oder Internetradios oder meinetwegen sogar auch illegaler Downloads um seine Möglichkeiten gebracht, von seiner Arbeit leben zu können. Oder kannst du irgendwie nen Rückgang an digitalen Medien nachweisen? Falls nicht, wovon ich ausgehe, ist zu vermuten, dass sich das Geschäft trotzdem lohnt. Und zwar richtig. Da könnte ich dir ne Liste mit unfair und unterbezahlten Jobs anfertigen, die länger ist, als jeder Filmindex bei kinox.to!
Mein Fazit:
Das Sharen lohnt sich. Und dabei rede ich nicht von den Consumern, sondern tatsächlich von Künstlern, Autoren, etc. Eine gute Mund-zu-Mund-Propaganda ist wertvoller als jede verkaufte CD/DVD. Über die Legitimität des Sharens ist zu streiten. Da bitte ich drum. Denn da muss sich noch einiges tun. Das sollte mein Artikel nämlich eigentlich aussagen.
So, dein Zug.
Matthias
janeAm 5. August 2011
// Google bietet alle seine Dienste umsonst an. Deiner Meinung nach sollte Google für jede Suchanfrage also Geld verlangen
Werde nachher nochmal auf das ganze eingehen aber hier erstmal der erste Teil:
Es muss doch danach gehen, ob jemand seine Inhalte WILLENTLICH kostenlos zur verfügung stellt oder nicht. Wenn Google oder Tonic eine Dienstleistung kostenlos anbietet ist das alles super, aber wenn das Urheberrecht eines anderen ohne dessen Zustimmung verletzt wird ist das eine Entwicklung die aufgehalten werden muss.
daneAm 12. August 2011
"Das Internet hat nunmal eine freie Verfügbarkeit aller seiner Inhalte zum Prinzip."
Woher kommt dieses Postulat?
MatthiasAm 30. August 2011
@jane: "Werde nachher nochmal auf das ganze eingehen" Kommt noch was?
Dieser Begriff der „Willentlichkeit“ ist tatsächlich das große Problem bei der ganzen Sache. Da besteht ein gigantisches Argumentationspotenzial. Will man bei der Erschaffung von etwas Kreativem, ja eigentlich gewollt Massentauglichem (zumindest in den meisten Fällen von kommerzieller Kunst) nicht auch dessen Verbreitung und breit gestreuten Ruhm? Dann sollte man entweder die unkontrollierbare, unrechtmäßige, aber nunmal unaufhaltbare (!) Selbstverbreitung durch Dritte akzeptieren oder dem entgegenwirken, z.B. indem man es selbst zu realistischen Preisen erschwinglich macht, um den kompletten Traffic selbst einzuheimsen.
Dieses „Willentlich“ ist auch in der Diskussion um den Datenschutz interessant. Warum beschweren sich Internetnutzer über Datenschutzprobleme, während sie auf Facebook jeden noch so persönlichen Kram öffentlich rauskotzen? Es ist die logische Konsequenz, dass interessante Inhalte auch mal unkontrolliert und unwillentlich zu Leuten finden, wenn man sie auf solchen Wegen kommuniziert.
Wir leben in einer kapitalistischen Gesellschaft. Wettbewerb ist ein/der Antrieb. Und wenn beim Wettbewerb Piraten ins Spiel kommen, wird das ganze um einige Facetten reicher…
@dane: Freiheit ist die Freiheit des anders Denkenden. Somit ist die freie Verfügbarkeit keineswegs als öffentlich und kostenlos zu verstehen. Das „Postulat“ stammt übrigens von mir und ist durch keinen endlichen Regress zu beweisen. Ich weiß, worauf du hinaus willst, und ich verspreche dir, dass eine Diskussion, die sich an Details, die Definitionssache sind, hochschaukelt, letztlich nur Zeitverschwendung ist.
MarcAm 26. September 2011
/// Ich habe diesen Artikel hier in meiner Freizeit ohne Gegenleistung für Tonic verfasst
Tut mir leid, aber dafür habe ich, ungeachtet der Meinungen über die Qualität des Artikels, kein Verständnis.
Wenn diese Aussage, diese Ansicht in deiner Argumentation wirklich eine Rolle spielt, so frage ich mich, warum du diesen Artikel überhaupt geschrieben hast? Warum schreibst du überhaupt??
MatthiasAm 27. September 2011
Ich schreibe für alle * (gemäß des Tonic Claims). Zumindest für diejenigen, die das wertschätzen. Wertschätzung ist so ne Sache, die im Artikel absolut zu kurz kam.
Apropos zu kurz; ich hatte ne Wortzahlvorgabe für den Artikel. Das trotzdem eingesehen zu haben, bereue ich heute noch ;)
NYC NY Local movingAm 21. September 2021
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