Als der Catwalk zur Bühne wurde
10. Juli 2011
Von Eva Schulz
Sissi, bis 1898 Kaiserin von Österreich-Ungarn, in einem Kleid von Charles Frederick Worth
Bild: Franz Xaver Winterhalter

Am 12. Februar 1858 landet Worth, das Marketinggenie, seinen vielleicht größten Coup: Er veranstaltet die allererste Modenschau. Bis dahin war Kleidung stets an Puppen aus Holz und Stroh präsentiert worden. Worth wollte aber, dass die Kundinnen sich mit seinen Werken identifizieren konnten, und schickte deshalb lebendige "Doppelgängerinnen" auf einen Laufsteg. Schon bald waren die Schauen im House of Worth gesellschaftliche Top-Events.
Worth war Wegbereiter für Gucci, Dior und Yves Saint Laurent
Fortan konnte Worth Kundinnen auch wegschicken, wenn sie ihm nicht gefielen. Sowieso muss er ein ziemlich exzentrischer Mensch gewesen sein. Damals war das für Modemacher noch sehr ungewöhnlich. Sie wurden als normale Handwerker angesehen, die umsetzten, was die Kundinnen ihnen vorgaben. Worth war anders. Er verstand sich als Künstler, kleidete sich auch so und ließ die Kundinnen höchstens noch Farbe und Stoff ihrer Kleider auswählen. Alles andere mussten sie so nehmen, wie er es kreiert hatte. Als Künstler wollte Worth natürlich auch eine Signatur unter jedes Werk setzen. So entstand das Modelabel.
Seinem Erfolg tat diese Exzentrik keinen Abbruch, im Gegenteil: 1870 beschäftigte er 1200 Schneiderinnen, die seine sündhaft teuren Kleider produzierten. Die waren für die normale Pariserin natürlich unerschwinglich. Trotzdem war Charles Frederick Worth auch in deren Welt ein Star, über den regelmäßig in Modemagazinen berichtet wurde. Daran hat sich bis heute ja nicht viel geändert. Und so trägt Worth den Titel "Erfinder der Haute Couture" auch noch nach seinem Tod im Jahr 1895 völlig zu recht.
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