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Für *Liebende

Verpixelte Liebe

1. Juni 2011
Von Jakob Hinze

Jakob aus Hamburg ist Autor bei TONIC

Texte von Jakob
autor@tonic-magazin.de

Jakob Hinze

Für manch einen ersetzen Videospiele Freundschaften. Aber Freundinnen? Mit dem Spiel "Love Plus" unternimmt Nintendo ein gewagtes Experiment – und hat damit in Japan großen Erfolg. Wieso Menschen auf einmal Beziehungen mit ihrer Minikonsole führen.

Rückzug ins Virtuelle mit einer Freundin aus Scripts und Pixeln

Rückzug ins Virtuelle mit einer Freundin aus Scripts und Pixeln

Sie verließ ihn abends. Plötzlich. Es war in Atami, Japan. Die untergehende Sonne warf mattes Licht ins Hotelzimmer, aus dessen Fenstern er übers Meer blickte. Dort stand der junge Mann und schwieg. Dass sie ihn ausgerechnet in Atami hatte verlassen müssen, auf ihrer ersten gemeinsamen Reise! Doch die gemeinsame Zeit war abgelaufen – die Batterie des Nintendos war nun einmal leer.

Das erstmals im Jahr 2009 in Japan erschiene Videospiel "Love Plus" ermöglicht Beziehungsprobleme einer völlig neuen Art: Wer hier verlassen wird, muss ein Netzteil suchen und eine Steckdose. Ist der Akku voll, sind die Liebenden wieder vereint.

Die Probleme des Alltags erscheinen lächerlich angesichts der virtuellen Leichtigkeit. Kaum ist der Nintendo gestartet, schon stehen die Frauen Schlange – genau drei nämlich. Die jungen Damen befinden sich alle im letzten Schuljahr, haben aber verschiedene Interessen, verschiedene Biographien, sind verschiedene Charaktere. Je nach persönlichen Vorlieben wählt der Spieler die Rebellin, die Streberin oder die Künstlerin aus. Die Wahlmöglichkeiten beschränken sich auf weibliche Figuren – "Love Plus" gibt es bislang ausschließlich für Männer.

Dank der Programmierkünste des Herstellers Konami ist es Liebe auf den ersten Blick. Viel muss der Spieler jedenfalls nicht unternehmen, um sich der Gunst seiner Erwählten sicher zu sein. Vernachlässigen darf er sie natürlich nicht, eine Stunde am Tag sollte man sich schon unterhalten mit der Freundin – die Spracherkennungssoftware macht das möglich. Man sollte an Geburtstage denken und an Verabredungen. Und weil eine Minute im Spiel eine Minute in der Wirklichkeit ist, muss dazu der reale Terminkalender auf das Spiel abgestimmt werden.

Verheiratet mit dem Nintendo
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Kommentare

Casie McReynoldsAm 23. September 2021

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