„Kreativität kann man nicht lernen“
1. Juni 2011
Von Ruben Karschnick
Wie schafft man es, laufend gute Ideen zu haben? Marcel Loko, Kreativdirektor einer der erfolgreichsten deutschen Werbeagenturen, über die Kunst, anders zu denken.
Marcel Loko: Verrücktheit und Entspanntheit.
Bild: Agentur Zum goldenen Hirschen

Was macht eine gute Idee aus?
Auf jeden Fall muss sie Menschen beeindrucken oder begeistern. Man kann das ganz einfach herausfinden, indem man den Alltagstest macht und drei oder vier Leute fragt. Da sollte zumindest bei der Hälfte ein "Aha-Effekt" kommen. Falls nicht, weiß man, dass die Idee zumindest nicht so genial ist, wie man das vielleicht denkt und hofft.
Und wie entstehen gute Ideen?
Das kommt ganz auf den Typen an. Es gibt den "einsamen Schriftsteller im Wald" und denjenigen, der beim Brainstorming mit anderen Menschen auf gute Ideen kommt. Wichtig ist, dass es beide gibt. Ich kann nicht mit elf Stürmern spielen, aber auch nicht mit elf Männern in der Abwehr.
Wieso haben Sie denn bessere Ideen als andere Menschen?
Das liegt vor allem daran, dass man in der Werbebranche in einem Netzwerk aus vielen kreativen Menschen arbeitet. Das Zusammenwirken führt am Ende zu einem inspirierenden Ergebnis. Wenn man ganz alleine dasitzt und gute Ideen verbreitet, ist das längst nicht so produktiv, als wenn zehn Kreative alles geben.
Was sind das für Leute?
Die Vielfalt ist wirklich groß. Standardmäßig hat jemand eine Kunst- oder Grafikhochschule besucht. Aber wir haben zum Beispiel genauso Psychologen im Team und als Kreativdirektor sogar einen Opernsänger.
Was ist eigentlich Kreativität?
Das ist die Kunst, anders zu denken. Wenn man kreativ ist, hat man immer das Ziel, Menschen zu überraschen – ob mit interessanten Geschichten oder interessanten Bildern.
Kann man lernen, kreativ zu sein?
Kreativität erfordert eine gewisse Entspanntheit und Verrücktheit – und das lässt sich nicht erlernen. Lernen hat auch meist etwas mit Krampf zu tun – ein absoluter Feind unserer Branche. Man muss einfach Lust und Spaß daran haben, ständig kreativ zu sein.
Man wird also kreativ geboren?
Eine kreative soziale Umgebung ist das allerwichtigste. Aber generell kann man schon sagen, dass es verschiedene Typen gibt: Der eine ist eher der Buchhalter, der andere eben der Kreative. Wem ganz selten etwas einfällt, der wird daran wahrscheinlich auch nicht viel ändern können.
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